Hiiumaa

Hiiumaa (estn.; dt./ schwed. hist. Dagö; russ. ostrov Chijuma); in der Rigaer Bucht, 26 km westlich vom Festland gelegene Insel mit einer Größe von 982 km², 326 km Küstenlinie, 10.222 Einwohnern (2005, 98,4 % Esten), 5 Verwaltungseinheiten; Hauptort Kärdla.

Auf H. gibt es kaum Landwirtschaft, da die Insel zu drei Vierteln mit Sand und Wacholder bedeckt ist; im Inneren sind dichte Wälder und Moore vorherrschend. Auf der Insel wachsen mehr als 1000 z. T. seltene Pflanzen; ansässig sind Elche, Luchse und Robben. H. ist Teil des Biosphärenreservat „Westestnische Inseln“ der UNESCO und Standort der einzigen Windkraftanlage Estlands, mit einer Leistung von 150 KW an Kap Tahluna. Neben der Holz- und Lebensmittelproduktion stellt die Fischerei den Haupterwerbssektor dar.

H. wurde erstmals 1228 als ›Dageida‹ urkundlich erwähnt. Der heutige estnische Name leitet sich entweder von ›hiis‹ („heiliger Hain“) oder ›hiid‹ („Riese“) ab und könnte sich auf die groß gewachsenen Gotländer beziehen. Das schwedische Dagö bedeutet Tagesinsel, das finnische Hiidenmaa „Teufelsland“. 1254 wurde H. zwischen dem Deutschen Orden und dem Bischof von Ösel-Wiek (Saaremaa-Läänemaa) aufgeteilt; 1563 von den Schweden annektiert. 1710 fiel die Insel in Folge des Nordischen Krieges an das Russische Reich. 1917 besetzten deutsche Truppen H., 1918–40 war die Insel Teil der Estnischen Republik, anschließend der Estnischen SSR und seit 1991 der Estnischen Republik.

Heute ist H. v. a. touristisch von Bedeutung. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die um 1250 errichtete Laurentiuskirche von Pühalepa, in der sich die einzige Steinkanzel Estlands befindet. Unter mehr als 20 Gutshäusern ist besonders Schloss Suuremõisa (18. Jh.) hervorzuheben. Weiterhin sehenswert sind die Windmühle von Hagaste und Kulka, der größte Findling der Insel sowie der auf Betreiben der Hanse Anfang des 16. Jh. erbaute Leuchtturm von Kőpu im Westen H.s. Der Hafen von Suursadam (Sääre) besteht seit 1593.

(Gilbert Sieckmann-Joucken)


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