Dmitrij Ivanovič

Dmitrij Ivanovič, gen. Donskoj, *12.10.1350 Moskau †19.5.1389 Moskau, Fürst von Moskau 1359–89, Großfürst von Vladimir 1362–89, Sohn Ivans II. und dessen zweiter Frau Aleksandra.

In D.s Herrschaft fallen drei Ereignisse, die für Moskaus Aufstieg zum russischen Herrschaftszentrum bedeutsam waren: die Sicherung der Großfürstenwürde (1359), der erste große Sieg über die Mongolen (Tataren) (1380) und die polnisch-litauische Union von Krewo (1385).

Nach dem Tod Ivans II. wurde der erst neunjährige D. Fürst, die Regentschaft führte Metropolit Aleksij. Aufgrund von Fehden innerhalb der „Goldenen Horde“ erhielt neben D. auch D. Konstantinovič von Suzdalʹ und Nižnij Novgorod die Großfürstenwürde. Nachdem D. 1363 diesen besiegt und dessen Tochter Evdokija geheiratet hatte, musste er sich mit Michail Aleksandrovič von Tverʹ auseinandersetzen, der 1368/69 ebenfalls zum Großfürsten erhoben und zudem von seinem Schwager, dem litauischen Fürsten Algirdas unterstützt wurde. Litauen, das von Westen in die Rus vorgedrungen war, war eine reale machtpolitische Alternative zur immer dominierender werdenden Stellung Moskaus. Trotz zweimaliger Einnahme Moskaus – nur der kurz zuvor zur steinernen Festung ausgebaute Kreml hielt stand – musste sich Michail 1375 geschlagen geben und D. als „älteren Bruder“ anerkennen. Anschließend wandte sich D. Richtung Osten und schlug 1377 die Wolgabulgaren. Wegen Streits über Tributzahlungen unternahm Mamaj, der faktische Herrscher über die „Goldene Horde“, im Bündnis mit Jogaila, dem Nachfolger Algirdas’, einen Feldzug gegen D. Noch bevor sich die litauischen und mongolischen Truppen vereinigen konnten, schlug D. Mamaj 1380 in einer blutigen Schlacht auf dem sog. Schnepfenfeld (russ. Kulikovo oder Kulikovskoe Pole) am oberen Don, von dem sich D.s Beiname Donskoj ableitet.
Der Sieg zerstörte den Mythos von der Unbesiegbarkeit der Mongolen; an deren Tributherrschaft änderte sich allerdings nichts. Schon 1382 verwüsteten sie erneut Moskau und erhöhten ihre Tributforderungen. 1384 schloss D. einen Vertrag mit Jogaila, der auch dessen Eheschließung mit einer Tochter D.s und die Annahme der Orthodoxie durch die heidnischen Litauer vorsah. Jogaila schien jedoch die Heirat der polnischen Königin Jadwiga politisch günstiger. Zu diesem Zweck wurde am 14.8.1385 in Krewo eine Personalunion von Polen und Litauen geschlossen. Durch die Annahme des katholischen Glaubens verlor die „litauische Alternative“ deutlich an Attraktivität für die orthodoxen russischen Teilfürstentümer.
Das Ringen zwischen Polen-Litauen und Moskau um die Vorherrschaft in Osteuropa entschied sich jedoch erst im 17. Jh. D.s Sieg von 1380 wurde schon von den Zeitgenossen in mehreren Heldenepen besungen. Noch im Zweiten Weltkrieg wurde sein Triumph über einen scheinbar unbesiegbaren Feind propagandistisch genutzt, so in dem 1941 von Sergej Borodin veröffentlichten Roman ›Dmitrij Donskoj‹.

Nitsche P. 1981: Die Mongolenzeit und der Aufstieg Moskaus. Hellmann M. (Hg.): Handbuch der Geschichte Russland, Bd. I.1. Stuttgart, 594–611 Kučkin B. A. 1995: Dmitrij Donskoj. Voprosy istorii, 5–6, 62–83.

(Wolfram von Scheliha)


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