Kremenčuk
Kremenčuk (ukrain., russ. Kremenčug, poln. hist. Krzemieńczuk).
Die Stadt K. liegt in der zentralukrainischen Region Poltava am Fluss Dnjepr, zählt 234.073 Einwohner (2001) und umfasst eine Fläche von 96 km².
Die Gründung von K. geht vermutlich auf mongolische Stämme – Kermen – zurück. 1552 erstmalig als Siedlung erwähnt (und seit 1569 zu Polen gehörig), entstand K. 1590 als eine Wehrburg an einer Furt des Fluss Dnjepr zur Abwehr gegen die Tataren, die an dieser Stelle den Fluss überquerten. Etwa in den 1620er Jahren (Aufteilung der Starostei Čerkasy) wurde K. zur untergeordneten Starostei (poln. starostwo niegrodowe) im Landkreis Kiew erhoben. Der Starost von K. verwaltete Burgen und königliche Domänen. In der Nähe von K. wurde 1625 das sog. Abkommen vom Kurukove-See zwischen der polnischen Regierung aufständischen Kosaken unterzeichnet. Auch der Aufstand von 1638 wurde in der Gegend von K. ausgetragen. Nach dem Ausbruch des Kosakenaufstandes 1648 geriet K. unter Kontrolle der Aufständischen und verblieb im Hetmanstaat bis zur seinen Abschaffung 1764 (offizieller Verzicht Polens 1686). 1754 entstand in K. eine Zollstation. Seit 1764 lag die Stadt im Gouvernement Novorossija (1765–75 und 1784–89 Hauptstadt), seit 1802 im Gouvernement Poltava. 1801 zählte die Einwohnerschaft K.s 2097 Christen und 422 Juden (396 christliche und 32 jüdische Kaufleute).
Im ausgehenden 18. Jh. erfolgte die Gründung der ersten Manufakturen. 1817 wurde der am rechten Ufer liegende Vorort Kr’ukov (vom See Kurukove; Stadt 1676) eingemeindet. 1839 wurde die erste mechanische Fabrik in Betrieb genommen, K. entwickelte sich zu einem Industriestandort, in der zweiten JahrhundertJahrhundertmittehälfte kam es zur Ansiedlung der Schwerindustrie (1893: 89 Fabriken, 8 Dampfmaschinen, 38 Schmiedewerke). Industrie, Verkehr (Güterbahnhof und Binnenhafen) und Handel (überregionale Jahrmärkte) prägten das Stadtbild. Mit der Industrialisierung wuchs auch die Bevölkerung, so zählte K. 1861 23.956 Einwohner, 1870 bereits 37.579 und 1892 54.831 Einwohner. 1897 zählte K. bereits etwa 63.000 Einwohner, davon 30.000 vorwiegend chassidische Juden. 1905 fand in K. ein Judenpogrom statt. Nach Kämpfen 1918–19 wurde K. von der Roten Armee erobert. 1921/22 war es Sitz des Gouvernements, 1923–30 Bezirksstadt, seit 1937 Sitz der regionalen Behörden im Bezirk Poltava. Während der deutschen Besatzung von September 1941 bis September 1943 wurde K. größtenteils zerstört.
In der Sowjetzeit erfolgte der weitere Ausbau der Industrie (Waggon-, Maschinen- und Fahrzeugbau, Lederverarbeitung, Erdölraffinerie) und der Energieversorgung (Stausee mit Wasserkraftwerk 1959–61). Die Einwohnerzahl wuchs sprunghaft von 78.000 (1936) auf 154.000 (1971) und 238.000 (1990).
Das Stadtbild K.s ist heute geprägt von breiten Boulevards, die von zahlreichen Monumentalbauten gesäumt sind. K. ist auch der Standort mehrerer Fach- und Hochschulen, darunter der Staatlichen Polytechnischen Universität K.
Sulimierskiego F., Chlebowskiego B., Krzywickiego J., Walewskiego W. (Hg.) 1986: Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich 1880–1902 4. Warszawa, 662.