Pīneios (Thessalien)

Pīneios (neugriech., hist. Salamvria, altgriech. Pēneios, türk. hist. Kostum); Fluss in Thessalien, mündet in einem Delta (80 km²) in den Thermaischen Golf. Der ganzjährig wasserführende 205 km lange P. entspringt am Pass Katara (1705 m ü. d. M.) im Pindos und nimmt zahlreiche Wasseradern von den niederschlagsreichen Nordhängen der Gebirge Pindos und Othrys auf. Die Wasserführung unterlegt jahreszeitenbedingt erheblichen Schwankungen (zwischen 11 m³/s im August und 171 m³/s im Dezember). Die nach den saisonalen Niederschlägen stark gestiegenen Wassermassen führen den ausgespülten Sand und andere Partikel (641 t/km²) und tragen so zur Vergrößerung des Deltas bei. Die Fläche des Einzugsgebietes des P. beträgt 20.850 km². Im oberen Lauf bildet er ein ausgedehntes Flusssystem. An der tiefsten Stelle lag wohl das antike Limnaion.

Das Ackerbauland wurde in der Antike für den Getreideanbau und die Pferdezucht genutzt. Der P. durchbricht das thessalische Mittelgebirge nach Nordosten bis nach Larisa, fließt nach Norden durch das Tal von Musalar zwischen Erimon und Niederolymp und den 8 km langen Gebirgsdurchbruch Tempī zwischen Niederolymp und Ossa durch das Tempī-Tal bis zur Mündung nahe Omolion. Vom Mittelalter bis zu Beginn des 19. Jh. blühte dort die Seidenherstellung. Nach Herodot habe ein Erdbeben die Schlucht geschaffen, durch die der – angebliche – thessalische Binnensee abgelaufen sei. Das Tal war ein Teil der hl. Straße nach Delphi (Lorbeerhain des Apoll) und im Mittelalter wegen der sog. „Burg der Schönen“ berühmt. Bis 1912 bildete es die griechisch-türkische Grenze. Bis 1960 gab es bei Larisa einen seichten P.-See, mit ca. 30 km Länge und 5 km Breite, der jedoch im Zuge der Flusseindeichung und anderen Entwässerungsmaßnahmen gänzlich verschwand.

Haversath J.-B. 2004: Griechenland: Raum-zeitlicher Wandel im Süden der Balkanhalbinsel. Kramolisch H., Meyer E. 2000: Peneios. Der Neue Pauly 9, 516 f. Philippson A. 1950: Griechische Landschaften. Eine Landeskunde. Bd 1: Der Nordosten der griechischen Halbinsel. Frankfurt a. M.

(Antje Niederberger)


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