Balaban, Hedeon
Balaban, Hedeon; * 1530 (?) †10.02.1607 Lemberg, orthodoxer Bischof von Lemberg 1569–1607.
B. stammte aus einer ukrainischen adligen Familie, sein Laienname war Hryhorij. Sein Vater, der Bischof von Lemberg Arsenij Balaban (†1568 oder 1569), wollte das Bistum seinem Sohn per jure successionis übergeben. B. verwaltete das Bistum noch zu Lebenszeiten seines Vaters. Der röm.-kath. Erzbischof von Lemberg, Stanisław Słomowski, der das Recht auf die Vorstellung (›prezenta‹) eines orthodoxen Bischofskandidaten hatte, bevorzugte einen anderen Kandidaten. Die Rivalität dauerte bis zum Tode des Gegners B.s (1579). B. trat 1582 gegen die Einführung des gregorianischen Kalenders in der Ukraine ein, damit kam es zum Konflikt mit dem neuen röm.-kah. Erzbischof von Jan Dymitr Solikowski. Ein fünfzehnjähriger Konflikt entzweite B. mit der Himmelfahrt-Bruderschaft von Lemberg. Seit diese Bruderschaft das Recht auf die Klostergründung (Stauropegie) bekommen hatte, trat B. entschieden dagegen ein. Er bannte die Organisatoren der Bruderschaft von Lemberg, kämpfte gegen die Organisation neuer Bruderschaften nach demselben Muster, versuchte seine eigenen Bruderschaften zu organisieren und wandte sich sogar an den röm.-kath. Erzbischof von Lemberg um Unterstützung (1589). Die orthodoxen Konzile von 1590, 1591 und 1593, die in Brėst stattfanden, traten auf die Seite der Bruderschaft, währen B. vom Metropoliten von Kiew, Mychajlo Rahoza, mit dem Kirchenbann belegt wurde. Das Konzil von 1594 entzog B. seine bischöfliche Würde. Der Streit wurde erst 1602 durch einen Kompromiss beigelegt, wobei B. sich verpflichtete, die Statuten der Himmelfahrt-Bruderschaft zu respektieren, und sein Einverständnis zur freien Wahl seines Nachfolgers gab. Das größte Paradoxon dieses Kampfes war, dass B., genauso wie die Bruderschaft von Lemberg, nach der Union von Brėst (1596) zu einem der bedeutendsten orthodoxen Vorkämpfer in der Ukraine wurde. Von Anfang an unterstützte B. die Pläne einer Kirchenunion: So trat er schon 1590 mit drei anderen orthodoxen Bischöfen für die Union ein. Noch 1595 rief er eine Versammlung der Geistlichen zugunsten der Union in Lemberg zusammen. Aber die endgültige Fassung der Kirchenunion und der Einfluss des Fürsten Kostjantyn K. Ostrozʹkyj führten ihn zur Ablehnung der geschlossenen Union.
B. wurde vom Metropoliten von Kiew, Mychajlo Rahoza, der zur Kirchenunion übergetreten war, exkommuniziert, gleichzeitig aber vom Patriarchen von Alexandria, Meletios I. (1590–1601) zu einem seiner drei Exarchen in der Ukraine ernannt. Bemerkenswert waren die Aktivitäten B.s im Bereich der Bildung und des Buchdrucks. Er gründete auf seinem Gut Strjatyn die griechisch-slawische Schule (1596), die der Schule der Himmelfahrt-Bruderschaft Konkurrenz machte. Noch in der Zeit der Zusammenarbeit mit der Bruderschaft half ihr B., die verpfändete Druckerei Ivan Fëdorovs zu kaufen. B. schrieb die Vorreden zum „Messbuch“ (›Služebnyk‹, 1604) und zum „Dienstbuch“ (›Trebnyk‹, 1606), die in der Druckerei seines Neffen Fedir Balaban in Strjatyn erschienen. Von diesen zwei Büchern ist ›Služebnyk‹als Vorbild für die liturgische Reform des Patriarchen Nikon besonders wichtig. Auch die persönliche Teilnahme B.s an der Vorbereitung der Texte für diese Editionen ist nicht ausgeschlossen. Eines der Konzile von Brëst beauftragte ihn mit der Korrektur des ›Trebnyk‹.
Gudziak B. 1998: Crisis and Reform: The Kyivan Metropolitanate, the Patriarchate of Constantinople, and the Genesis of the Union of Brest. Cambridge. IsajevyčJ. D. 1966: Bratstva ta jich rolʹ v rozvitku ukrainsʹkoji kulʹtury XVI-XVIII st. Kyjiv. Milkowicz W. 1895/96: Monumenta Confraternitatis Stauropigianae Leopoliensis. 2 Bde. Lemberg.