Stutthof (Konzentrationslager)

Stutthof (dt.; poln. Sztutowo, kaschub. Sztutówó).

Der Ort S. liegt ungefähr 34 km östlich von Danzig (poln. Gdańsk) an der Ostsee in der Woiwodschaft Pommern und zählt 2988 Einwohner (2006). Am 02.09.1939 wurde in S. ein Zivilgefangenenlager errichtet, das ab August bzw. November 1941 als Arbeitserziehungslager und ab Anfang 1942 als KZ diente. Die NS-Behörden verhafteten zunächst nach vorbereiteten Listen Danziger Polen und Juden und brachten sie nach S., am 15.09.1939 befanden sich schon 6000 Gefangene dort. Später wurden Polen aus dem ganzen Ostseeraum und aus Warschau nach S. deportiert, ab 1942 folgten dann Sowjets, Norweger, Franzosen, Holländer, Belgier, Tschechen, Litauer, Letten, Dänen sowie Sinti und Roma. Das Lager war bald überfüllt und wurde bis 1945 ständig ausgebaut. Anfang 1943 wurde direkt neben dem alten Lager ein neues, mit einem Elektrozaun gesichertes Lager errichtet, das 25.000 Häftlinge fassen sollte, aber nie ganz fertig gestellt wurde. Das KZ S. verfügte über viele Nebenlager, die über ganz Ost- und Westpreußen verteilt waren. In S. selbst waren Anfang 1942 durchschnittlich 3000 Häftlinge, 1944 schon 8000 und am Ende über 20.000 inhaftiert. Zusammen mit den über 100 Außenkommandos belief sich die Häftlingszahl damals auf über 52.000, davon über 33.000 Frauen. Von den 29.000 Juden zu dieser Zeit waren 26.000 Frauen. Anfänglich gab es kaum Juden in S., im Zuge der Evakuierung der Lager im östlichen Polen kamen ca. 50.000 Juden dorthin und Ende 1944 waren mindestens 70 % der Häftlinge Juden. Das Lagerpersonal und die Wachmannschaften wurden von der SS gestellt, dazu kam noch eine ukrainische Hilfspolizei. Zunächst kamen die Menschen vor allem wegen der miserablen hygienischen Zustände, der katastrophalen Unterbringung und der völlig unzureichenden Ernährung ums Leben. Typhus- und Fleckfieberepidemien forderten ihre Opfer. Im Frühjahr 1944 wurde eine Gaskammer gebaut, die einerseits zum Entlausen von Bekleidung diente, ab dem Sommer auch zum Vergasen von Menschen genutzt wurde. Ab Juni 1944 wurden die Neuankömmlinge sofort mit Zyklon B vergast. Allerdings war die S.er Gaskammer klein, ihre Kapazität von 150 Personen reichte nicht aus, so wurden immer wieder Häftlinge in besonders abgedichteten Eisenbahnwaggons der ins Lager führenden Kleinbahn vergast. Die in der Literatur genannte Zahl von 2000 Opfern in der Gaskammer scheint zu niedrig. Eine andere Art der Tötung war das Verabreichen von Phenolspritzen ins Herz. Vor den herannahenden Russen wurden ab 25.01.1945 die Häftlinge in Todesmärschen nach Westen evakuiert. Erst nach der Kapitulation marschierte eine Einheit der Roten Armee am 10.05. ein und befreite 120 überlebende Häftlinge. Von den 127.000 registrierten Häftlingen, die das Lager durchlaufen haben, starben mindestens 65.000 vielleicht sogar mehr als 85.000. Von den über 50.000 Juden, die man nach S. brachte, wurden fast alle ermordet, die sofort Exekutierten wurden nicht registriert.

Ein besonders grausames Detail der Lagergeschichte ist die von Professor Rudolf Spanner organisierte Produktion von Seife aus dem Fett der ermordeten Juden. Heute befindet sich auf dem Gelände des Lagers ein Museum.

(Georg Wurzer)

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