Suzdalʹ (Stadt)

Suzdalʹ (russ.); Kreisstadt im Gebiet Vladimir in der Russischen Föderation, 11.200 Einwohner (2005). S. liegt am Fluss Kamenka, der zum Kljazʹmazufluss Nerlʹ fließt. Die Stadt erstreckt sich auf 16 km². Die mittlere Temperatur in S. beträgt im Januar 11 °C, im Juli 17 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich im Schnitt auf ca. 500 mm. Wirtschaftlich bedeutend ist der Tourismus, S. wird zum sog. Goldenen Ring gezählt.

In der „Erzählung von den vergangenen Jahren“ (altostslaw. Pověstʹ vrěmennych lět, dt. auch „Nestorchronik“) wird die Stadt erstmals unter dem Jahr 1024 im Zusammenhang mit einem Aufstand heidnischer Bevölkerung erwähnt. Unter Vladimir II. Monomach (1053–1125) und v. a. unter seinem Sohn Jurij Dolgorukij (1090–1157) begann das politische und wirtschaftliche Wachstum der Stadt. 1152 verlegte Dolgorukij seine Residenz von Rostov nach S. und errichtete im 5 km entfernten Dorf Kidekša eine Festung. 1157 verlegte sein Sohn Andrej Bogoljubskij seinen Sitz von S. nach Vladimir, dennoch entwickelte sich die Stadt in der zweiten Hälfte des 12. Jh. rasch. Im Februar 1238 eroberten und plünderten die Mongolen S. Einen großen Teil der Bevölkerung verschleppten sie in die Sklaverei. Die im 12. und 13. Jh. hochentwickelte Architektur und Kultur in S. entwickelte sich unter der mongolischen Herrschaft nicht weiter. Erst im 14. Jh. nahm die Stadt wieder einen Aufschwung. Im Fürstentum von S.-Nischni Nowgorod wurde S. seit 1347 zu einem religiösen Zentrum mit Bischofssitz, den es bis 1788 behielt. 1392 unterwarf Moskau unter dem Großfürsten Vasilij I. Dmitrijevič das Fürstentum. Ein Aufstand der Fürsten von S. Mitte des 15. Jh. wurde von Großfürst Vasilij II. (dem „Geblendeten“) blutig unterdrückt. Der gesunkenen politischen Bedeutung zum Trotz wurde im 16. Jh. eine Vielzahl sakraler Bauten errichtet. Im 17. und 18. Jh. hatte S. einige katastrophale Ereignisse zu verkraften. Zwischen 1608 und 1610 zerstörte ein polnisch-litauisches Heer die Stadt teilweise. 1634 überfielen die Krimtataren S. An der Pest starb 1654/54 beinahe die Hälfte der Bevölkerung. Einem Feuer fielen 1719 fast alle Holzgebäude der Stadt zum Opfer. Die Steinbauten blieben jedoch zum Großteil erhalten. Im Laufe des 19. Jh. erlebte die Stadt durch Handel und Gewerbe einen neuerlichen Aufschwung. Unter sowjetischer Herrschaft wurde das an historischen Denkmälern außerordentlich reiche S. zur Museumsstadt, in der Industriebauten verboten waren. Seit 1992 gehören die wichtigsten sakralen und profanen Monumente in S. zum UNESCO-Kulturerbe, etwa der Kreml mit der „Geburtskathedrale“ (Roždestvenskij sobor), das „Kloster der Gewandniederlegung Mariä“ (Rizpoloženskij monastyrʹ) und die „Verklärungskathedrale“ (Preobraženskij sobor).

Milowski A. 1986: Altrussische Städte. Reiseführer zu historischen Baudenkmälern und Kunstmuseen. Moskau. http://suzdal.org/rus/suzdal/history [Stand 15.6.2005]. http://www.hrono.ru/land/suzdal.html [Stand 4.3.2005].

(Ingo Grabowsky)


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