Terezín (Stadt)

Terezín (tschech.; dt. Theresienstadt). Die rund 3000 Einwohner (2004) zählende ehem. Garnisionsstadt. liegt 176 m ü. d. M am Eger im nordböhmischen Verwaltungsgebiet okres Litoměřice, das Stadtgebiet umfasst 13,52 km².

1780 legte der Habsburger Kaiser Joseph II. den Grundstein zum Bau einer Befestigungsanlage in Nordböhmen, die das böhmische Flachland sowie die Zugangswege nach Prag von Norden her schützen sollte. 1782 wurde die T. genannte Festung zur freien Königsstadt erhoben. Nach der Fertigstellung 1790 galt T. als perfekteste Befestigungsanlage überhaupt, erfüllte jedoch nie ihren Zweck und wurde nie belagert. 1888 wurde der Befestigungscharakter der Stadt aufgehoben, T. blieb Garnisonsstadt. Die Kleine Festung von T. diente als Militärgefängnis. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war die Stadt überwiegend deutsch, nach dem Abzug des österreichischen Heeres 1918 tschechisch. 1940 entstand in der Kleinen Festung ein Gefängnis der Gestapo. Im Oktober 1941 fiel die Entscheidung, in T. ein Ghetto zu errichten.
Wohnviertel
Im November 1941 erreichte der erste Transport die Stadt. Das Ghetto war die größte Umsteigestation von Juden auf dem Weg in die Vernichtungslager. Insgesamt 140.000 Menschen waren zwischen 1941 und Mai 1945 im Ghetto interniert, 87.000 von ihnen verließen es zwischen 1942 und Oktober 1944 Richtung Osten, 3000 von ihnen überlebten den Krieg. 17.000 Personen erlebten die Befreiung im Mai 1945.
Skizze
Das Ghetto T. diente den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken, u. a. entstand hier der Propagandafilm „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“. Im Ghetto waren zunächst Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren interniert, später v. a. alte und prominente jüdische Häftlinge aus ganz Europa. Bekannt sind die Kinderzeichnungen aus Theresienstadt sowie Nachrichten über Theatervorführungen und Kulturveranstaltungen, die im Ghetto stattfanden. Nach Kriegsende diente die Kleine Festung als Internierungslager für Deutsche. Im Frühjahr 1946 kehrte die Zivilbevölkerung nach T. zurück.

Seit 1992 steht T. unter Denkmalschutz, die dortige Garnison wurde 1996 aufgelöst.

(Katrin Bock)

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