Samara (Fluss, Ukraine)

Samara (russ. hist./ukrain.); linker Nebenfluss des Dnjeprs im südlichen Steppengebiet der Ukraine mit einer Länge von 320 km und einem Einzugsgebiet von 22.600 km². Von seiner Quelle im Westen des Donezrückens (ukrain. Donecʹkyj krjaž) im Gebiet Donecʹk fließt der Fluss durch die Gebiete Charkiv und Dnipropetrovsʹk, bevor er in Dnipropetrovsʹk in den zum „Dniprovs'ker Stausee“ (ukrain. Dniprovsʹke vodoschovyšče) aufgestauten Dnjepr mündet.

Die mittlere Abflussmenge beträgt an der Mündung ca. 21,6 m³/s. Weil der Fluss überwiegend durch Schneeschmelze gespeist wird, fällt der Oberlauf im Sommer trocken, wobei sich stellenweise Sümpfe halten. Da das durchschnittliche Gefälle des Flusses mit 0,33 m/km sehr niedrig ist, sind auch im Mittel- und Unterlauf die Ufer von Sümpfen geprägt. Die Breite des Flusses schwankt zwischen 40 und 60 m und erreicht maximal 300 m.

Die wichtigsten Nebenflüsse sind Vovča und Byk (links). Zu den größeren Städten am Fluss gehören Oleksandrivka (russ. hist. Aleksandrovka), Ternivka und Novomoskovsʹk. Der Unterlauf des Flusses ist schiffbar. Dort befinden sich auch Stauseen, so u. a. bei Dnipropetrovsʹk, welche für Bewässerung und Fischzucht genutzt werden.

An den Ufern des Flusses S., wo bereits in der Altsteinzeit Menschen lebten, siedelten ab dem 6. Jh. slawische Stämme. Vom 10. Jh. an gehörte die Flussregion zum östlichen Grenzgebiet des Reiches der Kiewer Rus, bis sie Mitte des 13. Jh. von den Mongolen erobert wurde. Nachdem die Flussufer über Jahrhunderte nur spärlich besiedelt waren, ließen sich ab dem 17. Jh. insbesondere im Unterlauf um Novomoskovsʹk Kosaken der Zaporizʹka Sič nieder. Auch nach der Eingliederung in das Russische Reich bzw. die Sowjetunion blieb das Flussgebiet weiterhin eine mehrheitlich von Ukrainern besiedelte Region. Lediglich in den Städten kam es zu einer größeren Zuwanderung von Russen. Dies gilt insbesondere für die Bergwerksstadt Ternivka, in welcher Russen mehr als 50 % der Bevölkerung ausmachen (2001). Seit der Unabhängigkeit ist der Anteil der russischen Minderheit in der Region allerdings zurückgegangen.

Bis Anfang des 20. Jh. war der Fluss S. noch relativ unbelastet gewesen und hatte über eine reiche Flora und Fauna verfügt. Dies änderte sich ab Mitte des 20. Jh. mit der Entstehung der im Einzugsgebiet des Mittellaufs liegenden Kohleabbauregion des Westlichen Donbass um Pavlohrad und Ternivka. In dieser Region werden ca. 24 Mio. km³ Abwässer jährlich in den Fluss geleitet, welche überwiegend vom Auspumpen der Bergwerke und von der chemischen Industrie herrühren. Hierdurch ist der Fluss stark mit Schadstoffen belastet. Auch hat die Einleitung von Abwässern zu einer Erhöhung des Grundwasserspiegels im Flusstal geführt, weshalb einige Dörfer am Ufer des Unterlaufs aufgegeben werden mussten.

Švedun C. I. (1985): Po Samare-reke: Putevoditel. Dnepropetrovsk.

(Sebastian Klüsener)

Views
bmu:kk