Kemalismus

Kemalismus (Atatürkçülük);

Auf dem Parteitag der Republikanischen Volkspartei (Cumhuriyet Halk Fırkası, CHP) von 1931 verabschiedetes Parteiprogramm der sechs, nicht näher definierten Prinzipien bzw. Ideale (türkischer Nationalismus, antiislamischer Laizismus/Säkularismus, antiosmanischer Republikanismus, klassenloser Populismus, parteibezogener Revolutionismus, interventionistischen Etatismus). Sie wurden in Form von sechs Pfeilen (Altı Ok) in das Parteiemblem gesetzt und 1937 in die Verfassung als offizielle Staatsdoktrin des Einparteienstaats aufgenommen. Der Kemalismus erwies sich zunächst als offenes, flexibles Konzept, mit dem sich die Anhänger verschiedenster Weltanschauungen identifizieren konnten (Kemalisten). Der Mangel an ideologischer Kohärenz und emotionaler Bindungskraft wurde durch einen besonders nach seinem Tod übersteigerten Persönlichkeitskult um Mustafa Kemal ausgeglichen. Dies wurde weiter bestärkt, dass er sich mit keinen der herrschenden Ideologien des Faschismus, Nationalsozialismus bzw. Marxismus-Leninismus verband und so auch nicht nach deren Fall in Verruf geraten konnte. Als „Vater der türkischen Nation“ prägt der Mythos „Atatürk“ bis heute maßgeblich die offizielle politische Kultur des Landes.

(Peter Alexaner Zervakis)

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