Kecskemét

Kecskemét (ungar.)

Die zentralungarische Stadt K. liegt 85 km südöstlich von Budapest in einer Höhe von 122 m ü. d. M. an der Autobahn M5 in der Region Kiskunság zwischen Donau und Theiß im Komitat Bács-Kiskun. Mit seinen 108.181 Einwohnern (2004) und einer Fläche von 321,4 km² ist das beinahe im geographischen Mittelpunkt Ungarns gelegene und seit 1950 als Komitatssitz fungierende K. ein Zentrum der Wein- und Obstbaukultur, industriell in erster Linie für den Maschinenbau, die Leicht- und Lebensmittelindustrie von Bedeutung. K., zu dessen Entwicklung die Gemüse- und Obstkultur beitrug, ist auch das traditionelle kommerzielle Zentrum der Region.

Die Tradition K.s als Ort menschlicher Besiedlung lässt sich bereits auf Stein- und Bronzezeit zurückführen, weiters finden sich auch Zeugnisse für die Anwesenheit von Gepiden und Awaren. Nach der Landnahme befand sich K. unter den Arpaden in königlichem Besitz, erstmals wird es 1353 als Kechkemeth erwähnt. Wegen seiner königlichen Privilegien nicht befestigt, aber durch die umliegenden Sümpfe und Moore geschützt und an bedeutenden Handelsstraßen gelegen, wird es bereits unter Lajos I. 1368 als oppidum (mezőváros) geführt. Im 14. und 15. Jh. weiter im königlichen Besitz, gerät K. 1541 unter osmanische Herrschaft, kann aber unter dem Schutz des Sultans seine Autonomie bewahren. Charakteristisch für K. ist sein weitverzweigtes Einzelgehöftsystem (tanya), was auch die große flächenmäßige Ausdehnung der Stadt erklärt. In der Folge entwickelt sich K. zu einem bedeutenden Viehzuchtzentrum. 1715 siedelt sich der Piaristenorden in der Stadt an, 1834 erfolgte der Freikauf aus der Grundherrschaft, 1870 erhielt K. Stadtprivilegien. Der systematische Anbau von Obst und Gemüse, die Aufforstung und die Anpflanzung von der Reblaus widerstehenden Rebsorten in der Umgebung der Stadt erfolgte u. a. auch, um den Flugsand der Tiefebene zu binden. Im 19. Jh. gab es erste Ansätze einer industriellen Entwicklung, in erster Linie im Bereich der Lebensmittelverarbeitung. Die am Anfang des 20. Jh. einsetzende städtische Entwicklung drückte dem Stadtbild, das bis heute vom Jugendstil geprägt wird, ihren Stempel auf. Bedeutende Bauten sind das „Schräge Haus“ (Cifrapalota, 1902), das Rathaus (1895), die ehemalige Synagoge (1871) im maurischen Stil, heute das Haus der Wissenschaften und der Technik (Tudomány és Technika Háza), die reformierte Stadtkirche (1683) sowie das 1911/12 erbaute reformierte Gymnasium (Új kollégium).

Die in K. und Umgebung ansässigen Juden, 5143 Menschen, wurden in zwei Transporten am 16. und 18.06.1944 nach Auschwitz deportiert, heute bekennen sich laut Volkszählung von 2001 57 Bürger der Stadt zum Judentum. 1990 erhielt K. das Komitatsrecht, 1996 wurde das neue Gebäude der Komitatsbibliothek eröffnet (Katona József Könyvtár).

Nach der Wende erlebte die Stadt v. a. durch den Zufluss von Auslandskapital und ihre gute infrastrukturelle Versorgung einen Aufschwung. Die in den 50er und 60er Jahren forcierte Schwerindustrie wurde zugunsten der Lebensmittelverarbeitung und der Leichtindustrie zurückgedrängt. K. ist heute Standort mehrerer Fachhochschulen und einer 2000 gegründeten integrierten Hochschule (Kecskeméti főiskola), weiters einiger regionaler Forschungsinstitute der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Kulturell von Bedeutung sind das Theater (Katona József Színház), das Musikpädagogische Institut Kodály (Kodály Zoltán Zenepedagógiai Intézet) sowie das Ungarische Fotografiemuseum (Magyar Fotógráfiai Múzeum).

(Bela Rásky)

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