Rubruk, Guillaume de

Rubruk, Guillaume de (auch: Wilhelm von Risbrucke, Roebroek, de Rubruquis, de Ruysbroeck u. a.); *ca. 1215 – ca. 1220 Rubruk bei Cassel (heute Nordfrankreich) †?1270 (?). Der junge Mann flämischer Herkunft trat früh in den Franziskanerorden ein und studierte in Paris. 1248 schloss er sich offensichtlich dem Kreuzzug des französischen Königs Louis IX. (1214–1270) nach Ägypten an. Bis 1252 hielt er sich in Akkon (heute Akko, Israel), dem damaligen Zentrum der Kreuzfahrer in Palästina, auf. Von dort sandten ihn Louis IX. und Papst Innozenz IV. mit einer Botschaft zum Hof des mongolischen Großkhans Möngke. Die Mongolen (auch Tataren genannt) sollten das Christentum annehmen und die Kreuzzügler im Kampf gegen die Muslime stärken. Mit dem Ordensbruder Bartholomäus von Cremona sowie einem Priester, einem Dolmetscher und einem Diener brach R. Anfang Mai 1253 von Konstantinopel aus über die Krim in das Gebiet der Mongolen auf. Nach abenteuerlicher Reise die Wolga hinunter und schließlich mit Ochsenkarren und zu Pferd gelangte die Gruppe auf einer Route nördlich der Seidenstraße am 27.12.1253 nach Qaraqorum (südlich des Baikalsees), den Hof Möngkes, wo sie sich ein halbes Jahr lang aufhielt. Die Missionstätigkeit erschöpfte sich in religiösen Gesprächen mit einigen Muslimen, Nestorianern und Buddhisten. Im Juli 1254 trat R. mit seinen Gefährten ohne diplomatisches Ergebnis und ohne missionarischen Erfolg die Rückreise an. Bei seiner Ankunft in Tripolis (heute Ţarabulus, Libanon) im August 1255 erhielt er den Auftrag, in Akkon als Lektor zu wirken. Diesen Aufenthalt nutzte R. zur Niederschrift seiner Reiseerlebnisse. Sie bilden zusammen mit dem Bericht des Giovanni de Piano Carpini, der 1245/46 am Hof des Großkhans weilte, die ersten zuverlässigen Nachrichten über die Verhältnisse in Ostasien. Nachdem es R. gelungen war, mit Hilfe Louis' IX. nach Paris zurückzukehren, verlieren sich die Nachrichten über ihn.

Jackson P., Morgan D. (ed.) 1990: The Mission of Friar William of Rubruck - His journey to the court of the Great Khan Möngke 1253-1255. London. Schmieder F. 1994: Europa und die Fremden - Die Mongolen im Urteil des Abendlandes vom 13. bis in das 15. Jahrhundert. Sigmaringen. Wyngaert A. van den (ed.) 1929: Itinerarium Willelmi de Rubruc. Sinica Franciscana I. Quaracchi, 164-332.

(Ludmila Hanisch)


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