Tarsus

Tarsus (latein./ türk., altgriech. Tarsos, assyr. Tarku).

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die Stadt T. liegt in der türkischen Provinz Içel, 0-15 m ü. d. M.

2 Kulturgeschichte

Die schon seit neolithischer Zeit bestehende Siedlung wurde 64 v. Chr. zur Hauptstadt der römischen Provinz ›Cilicia‹. Berühmt wurde T. v. a. als Heimat des Apostels Paulus. Einer der Nachfolger Kaiser Konstantins I., Julian Apostata, plante T. zur östlichen Reichshauptstadt zu machen und wurde nach seinem Tod 363 auch dort bestattet. Nach der Teilung der Provinz ›Cilicia‹ zu Beginn des 5. Jh. blieb T. der weltliche und kirchliche Hauptort (Metropolis) der ›Cilicia I‹, die zum Patriarchat Antiocheia gehörte, verlor aber stark an Einfluss. Im Jahr 712 wurde T. von den Omayyaden erobert, die die zerstörte Stadt 787/88 als Bollwerk gegen das Byzantinische Reich wieder errichteten. T. wurde zu einer der wichtigsten Festungen der syrischen Militärgrenze in dieser Region; 833 wurde der Kalif Ma’mūn nach einem Feldzug in Kleinasien in der Stadt beigesetzt. Trotz mehrerer Versuche konnten die Byzantiner T. erst im Jahr 965 zurückgewinnen. Auch nach der Rückeroberung galt T. als wichtigste Stadt Kilikiens. Neben griechisch-orthodoxen gab es zeitweise auch syrisch-jakobitische und, im Zuge der armenischen Besiedlung des Gebietes, seit Ende des 10. Jh. armenische Bischöfe. 1098 übergab der byzantinische General Tatikios T. den Kreuzfahrern des Ersten Kreuzzuges. In der Folge ist T. von 1099 bis 1360 außerdem lateinisches Erzbistum, obwohl die Stadt zwischen 1137 und 1171 wieder byzantinisch wird. 1183 gelangte T. an den armenischen Fürsten Ruben III. Sein Nachfolger Leon wird in T. als Vasall des deutschen Königs als Leon I. zum König Kleinarmeniens gekrönt. Die Stadt bleibt in der Folge Krönungsstätte des Königreiches, Konstantin II. (Guido von Lusignan), König von 1342–44, ist in ihr begraben. 1360 wird T. von den Mamelucken, 1515 von den Osmanen erobert und weitgehend zerstört. Noch Anfang des 19. Jh. nahm das damalige T. nur ein Viertel der ehemaligen Stadtfläche ein.

Hild F., Hellenkemper H. 1990: Kilikien und Isaurien. Wien. (=Tabula Imperii Byzantini 5).

(Lisa Mayerhofer)


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