Khanat

Khanat

Der Begriff bezeichnet in westlichen Wissenschaftssprachen (engl. khanate, franz. khanat, russ. chanstvo) konkret das von einem Khan regierte Territorium und seltener auch im zeitlichen und politischen Sinne die Herrschaftsausübung eines Khans. Osman., krimtatar., tschagat. ḫānlıḳ vermittelt eher die zweite Bedeutung. Bekannt ist insbesondere das Kh. der Krim (gegr. in den 1430ern, 1783 annektiert durch Russland), einer der Nachfolgestaaten der Goldenen Horde (der Mongolen in Russland), wie dies auch die Kh.e von Kasan (1437−1552), Astrachan (1502−56) und Kasimov (1455−1681) waren. Historisch bedeutsam sind auch Kh.e wie jene von Buchara und Chiva, die bis in die 2. Hälfte des 18. Jh. von Klans dschingisidischer Abkunft regiert wurden. Bis 1920 regierten in Buchara Dynasten aus dem einflussreichen Stamm der Mangıt, in Chiva stellte der Ḳungrat-Stamm den Khan. In beiden Fällen, wie auch beim Kh. von Kokand (1740−1878), wurde die Regel durchbrochen, nach der die Stammesaristokratie nur Khane dschingisidischer Abstammung anerkannte. Erwähnt seien auch die Kh.e im Kaukasusraum (Karabagh, Ganja, Šeki, Širvan, Derbent, Nachitschewan, Eriwan u. a.), die nicht aus dem territorialen Erbe des Mongolenreiches hervorgingen.

Kappeler A. 1992: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. München. Soucek S. 2000: A History of Inner Asia. Cambridge.

(Barbara Kellner-Heinkele)

Views
bmu:kk