Mikulov

Mikulov (tschech.; dt. hist. Nikolsburg). Die unter Denkmalschutz stehende tschech. Stadt M. liegt an der Grenze zu Österreich, zu Füßen der Pollauer Berge (Pavlovské vrchy) in Südmähren 242 m ü. d. M. Die Stadt mit ihren rund 7.700 Einwohnern (2005) bildet das Zentrum eines Wein-, Obst- und Gemüseanbaugebiets.

Otakar I. Přemysl ließ Anfang des 13. Jh. eine Burg erbauen, die die Landesgrenze zwischen Mähren und Österreich sicherte. 1249 erhielt Heinrich von Liechtenstein die Burg zum Lehen. Unter den Liechtensteinern ließen sich seit dem 15. Jh. Juden in der Stadt nieder. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1851 hatte der mährische Landesrabbiner seinen Sitz in Mikulov. 1553–73 lebte Rabbi Loew hier und gründete eine Talmudschule. 1789 zählte die jüdische Gemeinde 600 Familien. 1524 fanden Wiedertäufer aus der Schweiz in Mikulov Aufnahme, 1575 erwarben die Dietrichsteiner Mikulov, die diese Herrschaft bis 1945 besaßen. Unter ihnen begann die Rekatholisierung der sich zu den Widertäufern bekennenden Stadt, 1631 wurde unter Kardinal Franz von Dietrichstein das erste Piaristenkolleg nördlich der Alpen eröffnet. Im Schloss wurde 1866 der Präliminarfrieden zwischen Preußen und Österreich abgeschlossen. Nachdem die Eisenbahnstrecke Brno (dt. Brünn) – Wien über Břeclav (dt. Lundenburg) und nicht Mikulov gebaut wurde, begann der wirtschaftliche Niedergang der Stadt.

Bis 1938 war die Bevölkerung von Mikulov überwiegend deutsch (1910: 7787 deutsche u. 189 tschechische Bewohner, 1930: 6409 Deutsche u. 898 Tschechen). Nach dem Münchner Abkommen gehörte Nikolsburg zum Gau Niederdonau, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zwangsausgesiedelt.

(Katrin Bock)

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