Sachalin (Gebiet)
Sachalinskaja oblastʹ (russ., „Sachaliner Gebiet“)
Das russische Verwaltungsgebiet S. umfasst neben der Insel Sachalin die Kurilen und die unbewohnten Inseln Moneron (japan. hist. Tomarisara) im Tatarensund (russ. Tatarskij proliv) und Tjulenij im Ochotskischen Meer. In dem 85.363 km² großen Gebiet leben 526.235 Einwohner (2005). Die Bevölkerungsdichte beträgt 6,2 Einwohner pro km². Knapp ein Drittel der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt Južno-Sachalinsk. 77,7 % der Bevölkerung gelten als städtisch. Sie leben in 15 Klein- und Mittelstädten und 5 weiteren Siedlungen städtischen Typs. Die größten Städte sind Korsakov (bis 1946 japan. Ootomari), Cholmsk (bis 1946 japan. Maoka), Ocha, Nevelʹsk (bis 1946 japan. Honto) und Poronajsk (bis 1946 japan. Shikuka).
Die Bevölkerung lebt überwiegend im südlichen und mittleren Teil der Insel Sachalin. Auf den Kurilen leben 19.200 Personen. Ein großer Teil der Bevölkerung sind Nachkommen der dorthin Verbannten. 84,3 % der Bewohner sind Russen (2002). Die zahlenmäßig zweitgrößte Bevölkerungsgruppe bilden Koreaner (5,4 %), die als Zwangsarbeiter der japanischen Armee nach Sachalin gekommen sind. Es folgen Ukrainer (4 %), Tataren (1,2 %) und Weißrussen (1 %). Die einheimischen Volksgruppen (Ewenken, Oroken, Niwchen, Orotschen) machen 0,6 % der Bevölkerung aus. Die Ainu, die seit dem 12. Jh. Südsachalin und die Kurilen besiedelt hatten, wurden nach der sowjetischen Eroberung Südsachalins zum großen Teil nach Hokkaidō deportiert.
S. gehört in Russland mit zu den Gebieten, die seit den politischen und wirtschaftlichen Transformationen nach 1991 die größten Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen haben; bis 2004 ist die Einwohnerzahl S.s um 25 % geschrumpft. Neben dem Geburtenrückgang und der Zunahme der Sterberate ist v. a. die Abwanderung großer Teile der Bevölkerung Hauptgrund dieser Entwicklung. Zu den wichtigsten Erwerbszweigen gehören die Erdöl- und Gasförderung (von Ocha nach Komsomolʹsk-na-Amure auf dem Festland führt eine Pipeline). Das Gebiet gilt den Ölmultis als eine der ergiebigsten Neuerschließungen. Von sechs geplanten Förderprojekten (Sachalin 1-6) sind zwei teilweise umgesetzt, davon gilt Sachalin 2 als das weltweit teuerste Öl- und Gasförderprojekt. Von Umweltschützern wird die Ölausbeutung mit Sorge beobachtet, da sie das Überleben der letzten hundert Westpazifischen Grauwale bedroht, deren Nahrungsgründe sich vor der Nordwestküste Sachalins befinden.
Weitere wichtige Erwerbszweige sind der Kohleabbau (Abtransport per Eisenbahnfähre von Cholmsk zum russischen Festland nach Vanino), Fischfang und –verarbeitung sowie die Holz- und Papierindustrie.
Landwirtschaftlich wird der Süden von Sachalin für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Futterpflanzen genutzt, in der Viehzucht dominiert im Süden die Milchviehhaltung, im Norden die Rentierzucht. Die Insel Tjulenij steht wegen der Robbenkolonie und zahlreicher Seevogelarten unter Naturschutz. Auf der Insel Moneron wurde der erste marine Nationalpark Russlands errichtet.
Adami N. R. 1991: Religion und Schamanismus der Ainu auf Sachalin. Ein Beitrag zur historischen Völkerkunde Nordostasiens. München. www.adm.sakhalin.ru [Stand 14.3.2006]. www.sakhalin.ru [Stand 14.3.2006].