Raskolʹniki

Raskolʹniki (russ., „Schismatiker“)

Der Begriff R. leitet sich vom Wort ›raskol‹ („Kirchenspaltung“, „Schisma“) ab und ist im engeren Sinne eine negativ besetzte Bezeichnung für die sog. Altgläubigen (russ. starover[c]y), einer um 1655 entstandenen Glaubensgemeinschaft der russisch-orthodoxen Kirche, die die liturgischen Reformen des Patriarchen Nikon von Moskau ablehnte und deshalb von der Kirchenhierarchie als „Schismatiker“ tituliert wurde.

Die Bezeichnung setzte sich in offiziellen Regierungsdokumenten durch und war hier bis 1905 (mit Unterbrechung von 1783–1803) im Gebrauch. Verboten war den Altgläubigen auch, sich selbst als „Altgläubige“ zu bezeichnen. Im weiteren Sinne wurden seit der Mitte des 17. Jh. nicht nur Altgläubige, sondern auch Anhänger anderer oppositioneller Strömungen so bezeichnet. Deswegen wird der Begriff R. in der Forschung auch als eine kollektive Bezeichnung aller alternativen religiösen Strömungen, darunter auch des Altgläubigentums in der Zeit seiner Entstehung verwendet. Im Hinblick auf das 18. und 19. Jh. ist der Begriff im engeren Sinne wissenschaftlich insofern angemessen, da er die historische Realität, die staatliche Ausgrenzung und Entmündigung einer Gruppe, die von der offiziellen Orthodoxie abwich, beschreibt.

(Aleksandr Lavrov)

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