Rubín u Podbořan

Rubín u Podbořan (tschech.)

Die ca. 80 m hohe Basaltkuppe Rubín (dt. Rubinberg) erhebt sich 3 km nordöstlich der Gemeinde Podbořany (dt. hist. Podersam) bei der Ortschaft Dolánky (dt. hist. Dollanka) im Bezirk Laun (Lounský okres) auf einer Verwerfung des „Saazer Beckens“ (Žatecká plošina) in Westböhmen. Der tiefste Punkt des Hügels liegt 277 m, der höchste 352 m ü. d. M. Die Ausdehnung beträgt in Nord-Süd-Richtung ca. 200 m, in Ost-West-Richtung ca. 265 m, die ovale Hochebene hat eine Fläche von ca. 6950 m². Der Hügel wurde bereits in der Burgwallzeit besiedelt und hatte eine große strategische Bedeutung. So soll sich unterhalb eine Kreuzung alter Straßen – u. a. kreuzte hier der „Königsweg“, der aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Prag führte – befunden haben.

R. fand Eingang in zahlreiche Sagen und Volksmärchen. Im 19. Jh. wurden Teile des Hügels aus wirtschaftlichen Gründen abgetragen, zahlreiche Fundstücke gingen dabei verloren.

1934–38 nahm H. Preidel eine erste Ausgrabung vor, deren Spuren bei einer zweiten, von V. Kruta 1970 geleiteten Unternehmung noch vorgefunden wurden. Diese spätere Ausgrabung zeigte, dass der sog. „untere Wall“ erst im Hochmittelalter angelegt wurde. Auf dem sog. „oberen Wall“ hingegen wurden in den oberen Schichten der Situation mit Steinen verkleidete Pfahlgruben und am Hang des Walles burgwallzeitliche Keramiken alt- und mittelburgwallzeitlichen Charakters gefunden. Daraus ergab sich eine Datierung in die mittlere Burgwallzeit. Am Fuß der Anhöhe wurde in einer tieferen Schicht archaische altburgzeitliche Keramik gefunden. Diese Keramik lässt einen Vergleich der Lokalität mit vier anderen Keramikfundorten zu: mit zeitgenössischen Grabstätten und Siedlungen in der Slowakei, awarisch-slawischen Gräberfeldern, großmährischen sowie jüngeren böhmischen Burgstätten, wie z. B. Stará Kouřim, Libice, Budeč, Levý Hradec und Šárka. Somit gehört die Lokalität zu einer der ältesten böhmischen befestigten Siedlungen des Frühmittelalters. Dass sich hier die erste namentlich bekannte slawische Befestigungsanlage – die Wogastisburg – befand, ist eine von tschechischen Forschern gern geäußerte, aber eher unwahrscheinliche Hypothese.

Bubeník J. 1988: Slovanské osídlení středního Poohří. Praha, 101–102. Bubeník J. 1995: K opevnění vrchu Rubín u Podbořan (osada Dolánky, obec Podbořany, okr. Louny) v době hradištní. Archeologické rozhledy 47, 128–151. Bubeník J. 1992: Rubín. Souhrn objevů z období raného středověku. Muzejní a vlastivědne práce 30, 145–155.

(Andrea Schutte)


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